Fragen?

Freitag, 25. März 2016

● FLUME ●

Als Konzertgängerin aus Leidenschaft habe ich eine Art musikalische Bucketlist - voll mit Künstlern, die ich unbedingt mindestens einmal live erleben möchte. Diese Top 10 setzt sich, logischerweise, zum größten Teil aus Menschen zusammen, die:
a) Am anderen Ende der Welt leben und Europa, vor allem Deutschland, nur alle Jubeljahre mal die Ehre erweisen
b) Nur auf Festivals spielen, die weit entfernt und meist sehr teuer sind und/oder zu einem unpassenden Zeitpunkt stattfinden
c) Ihre Hochphase hatten als ich sie noch nicht gehört habe
d) deren Konzerte binne eines Wimpernschlages ausverkauft sind
oder e) generell ziemlich inaktiv sind was Liveauftritte angeht. Und sowieso nur einmal in sieben Jahren ein neues Album releasen. Wenn's hochkommt.
Häufig hängen diese Faktoren auch alle zusammen.
Flume, aka. Harley Streten, DJ aus Sydney, spielt in dieser Top 10 ganz oben mit. Spielte!

Mitte Februar surfte ich nachts, ohne Intentionen im Internet umher und da stand es dann schwarz auf weiß: Flume (live) in Brussels, march 19, 2016.
Erstmal Kinnlade runtergefallen. Kurze, sehr überschwängliche Euphorie: "oh mein Gott, da muss ich hin! Auf jeden Fall.". Zwei Minuten später : "Naja, vielleicht doch besser nicht. Ich bin doch kein Groupie und reise für ein Konzert von nicht einmal zwei Stunden zweihundert Kilometer in ein anderes Land. Und alleine ist das auch blöd. Ich kann da doch nicht ohne XYZ hin." 
Zum Glück setzt das rationale Denken ab und an aber aus. Außerdem habe ich von Parks & Recreation etwas Wichtiges gelernt: Treat yo self! Also habe ich kurzen Prozess gemacht. Obgleich Brüssel momentan wirklich nicht der Place to be ist, gerade nach den erneuten Terroranschlägen am vergangenen Dienstag. Ich denke es ist nicht richtig das ganze Augenmerk auf Brüssel zu legen, wo letzte Woche gleich zwei Terroranschläge in der Türkei verübt wurden, über die in den Medien lange nicht so viel berichtet wurde, und auch sonst gerade ziemlich viel schief läuft, in Deutschland, Europa und auf dem gesamten Erdball . Mir ist bewusst, dass dergleichen auch jederzeit in Deutschland passieren kann. Trotzdem ist es sehr erschreckend zu wissen, dass man zwei Tage vor dem Attentat an jener Stelle stand, wo nun etliche Blumen, Briefe und Kerzen zum Gedenken der Opfer liegen. 
Es gibt viele Tage, an denen man nach Kraftklub-Manier schlichtweg im "Mein Leben hasst mich"-Modus ist, aber manchmal hat man auch einfach gewaltig Glück.

Dennoch sollte es hierbei nicht um Politik, Angst oder das Unheil der Welt gehen. Sondern um ein unvergessliches Konzert, für das es sich gelohnt hat zweihundert Kilometer zu fahren; zu viel Geld für eine einzige Übernachtung auszugeben; mit Rückenschmerzen und ohne Freunde in einer Menschenmenge zu stehen, in der kaum jemand meine Sprache versteht und ja, auch das Risiko eines Terroranschlages einzugehen. Es macht zwar einen naiven Eindruck und rückblickend würde ich dreimal überlegen ob ich zu einem Konzert in eine terrorbedrohte Großstadt fahre, aber eigentlich geht es doch gerade darum: sich von diesen grausamen, kaltblütigen "Menschen" nicht grenzenlos verängstigen zu lassen, weiterhin seinen Wünschen und Zielen nachzugehen und sein Leben zu leben, mit allem was dazu gehört. Auch wenn das leichter gesagt als getan ist. 


Das Konzert eine fette, fette Party, ziemlich kurz, aber umso intensiver. Nach circa achtzig Minuten erwachte ich aus dem tranceartigen Zustand und spürte meine schmerzenden Füße. Beziehungsweise spürte ich sie tatsächlich nicht mehr, haha. Meine Rückenschmerzen machten sich wieder bemerkbar und ich stakste, wie auf Eiern laufend, über den klebrigen Boden. Mir dröhnte es in den Ohren und vor lauter Erschöpfung (man muss bedenken, dass ich zusätzlich einen halben Tag Sightseeing hinter mir hatte) musste ich mich erstmal hinsetzen. Trotzdem war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Umso schlimmer die Postkonzertdepression, die mich gerade ein wenig einnimmt. Aber nun gut, dagegen hilft nur Abwarten und Hochzeitspläne schmieden! :D













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